Nagelpflege: Was macht einen Nagellack nachhaltig? | BUNTE.de

2022-09-17 11:28:01 By : Mr. yuansong tu

In der Kosmetik spielt das Thema Nachhaltigkeit schon lange eine große Rolle. Doch wie sieht es beim Nagellack aus? Wir haben uns für dich in der Nagelpflege mal umgesehen.

Verführerisches Dunkelrot, sommerliches Orange oder ein verruchtes Schwarz: Beim Nagellack probieren wir oft und gern auch einmal neue Farben aus. Doch während die Kosmetik-Industrie bei anderen Beauty-Produkten in Sachen Nachhaltigkeit und natürliche Alternativen schon viele Fortschritte erreicht hat, sieht es beim Nagellack leider (noch) nicht so rosig aus. Trotzdem verzichten immer mehr Hersteller auf Zusatzstoffe, die als schädlich gelten. 

Wir verraten dir hier, worauf du bei deinem nächsten Nagellack achten musst, um dich im Dschungel der Kennzeichnungen zurechtzufinden.

Nagellackfarbe soll intensiv und deckend sein, die zähe Flüssigkeit soll an der Luft schnell trocknen und vor allem lange halten. Das ist aber nur mithilfe eines chemischen Vorgangs möglich, der sich vom Grundprinzip her seit etwa 90 Jahren nicht verändert hat: In den 1930er Jahren hatte der US-amerikanische Kosmetikproduzent und Revlon-Gründer Charles Revson zusammen mit seinem Bruder Joseph und dem Chemiker Charles Lachman mit Lacken aus der Auto-Industrie experimentiert und so den Nagellack, wie wir ihn heute kennen, erfunden. Von einem nachhaltigen Produkt sind die kleinen bunten Flaschen aber bis heute leider weit entfernt, denn die Inhaltsstoffe sind chemisch hergestellt und können bislang nur schwerlich durch natürliche Stoffen ersetzt werden.

Die einzige Möglichkeit, den Nagellack im Sinne der Vertreter von "Clean Beauty" etwas mehr "clean", "bio" oder "öko" herzustellen, ist es, auf gewisse Zusatzstoffe zu verzichten. Viele Unternehmen haben dieses Vorhaben auch schon in Angriff genommen und ihre Produkte mit diversen Kennzeichnungen wie "3-free", "5-free" oder gar "7-free" versehen. Das Brisante dabei: Mit dieser Bezeichnung ist nur die Anzahl der Inhaltsstoffe gemeint, die ausdrücklich nicht im jeweiligen Nagellack enthalten sind. 

Diese fünf veganen Nagellacke bauen auf Nachhaltigkeit.

Als besonders schädliche Inhaltsstoffe gelten UV-Filter, Konservierungsmittel und Plastikweichmacher, wie Chemie-Expertin Ulrike Kallee vom Bund für Umwelt und Naturschutz dem Nachrichtenportal "rnd.de" erklärte. Als häufig im Nagellack enthaltene Schadstoffe nennt sie Benzophenon, Parabene, Triphenylphosphat, Octinoxat und Octocrylen. Hinzu kämen Nanomaterialien wie Carbon-Black, Titandioxid oder Siliziumdioxid, so die Expertin weiter. Gelangen diese Stoffe in den Körper, besteht möglicherweise ein Gesundheitsrisiko.

Gerade zu sensiblen Zeiten – etwa während der embryonalen Entwicklung, der Schwangerschaft oder der Stillzeit, aber auch während der Pubertät – können diese Stoffe Hormone und deren Botenstoffe nachahmen, betont die Chemikerin weiter. Somit kann der Austausch zwischen den Zellen blockiert oder anderweitig gestört werden. Davon abhängige Prozesse würden dadurch zu früh, zu spät oder gar nicht einsetzen. Mögliche Folgen seien Unfruchtbarkeit, Hodenhochstand oder eine verfrühte Pubertät, so die Spezialistin weiter.

Ein Zusatzstoff im Nagellack kann uns zunehmen lassen.

Der Wunsch nach "Clean Beauty" wird bei der Kundschaft also immer größer. Doch die Free-Bezeichnungen sind keinesfalls genormt. Theoretisch ist es jedem Hersteller frei überlassen, was er darunter verstehen möchte. Zudem können die Kennzeichnungen in die Irre führen: So steht der Weichmacher Dibutylphthalat, auf den alle Free-Nagellacke verzichten, ohnehin auf der Liste der verbotenen Stoffe der EU-Kosmetikverordnung. Selbst in herkömmlichen Nagellacken darf er also nicht vorkommen. Auch Parabene waren ohnehin noch nie im Nagellack zu finden. "Es ist häufig nicht klar, was sich hinter diesen Bezeichnungen versteckt", gibt die BUND-Spezialistin zu. Für Verbraucher sei es daher schwer nachzuvollziehen, ob es sich dabei wirklich um ein besseres Produkt handelt oder um reines Marketing.

Neue Studien haben ergeben, dass zwei Inhaltsstoffe aus Beautyprodukten deinen Hormonhaushalt gefährden können.

Mittlerweile gibt es bis zu zehn Inhaltsstoffe, die laut Herstellerangaben nicht mehr in den Nagellacken enthalten sein sollen. Hier findest du einen Überblick, was damit gemeint ist:

Tuluol ist ein Lösungsmittel, das Übelkeit auslösen kann. Außerdem steht es im Verdacht, die Fortpflanzungsfähigkeit einzuschränken und bei Schwangeren dem Embryo zu schaden.

Phthalate (DBP) sind Weichmacher, die unter Verdacht stehen, den Hormonhaushalt zu beeinflussen.

Formaldehyd ist ein Lösungsmittel, das immer wieder mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht wird. Zudem kann es Kontakt-Allergien auslösen, also zu Rötungen und Reizungen auf der Haut führen.

Formaldehyd-Harz ist ein Kunststoff, der mit Formaldehyd hergestellt wird und den Nagellack härten soll. Wie Formaldehyd steht auch das Harz unter starkem Verdacht, krebserregend zu sein.

Kampfer (oder auch Campher) ist ebenfalls ein Weichmacher, der in größeren Mengen psychoaktiv und toxisch wirken kann.

Parabene sind Konservierungsmittel, die unter Verdacht stehen, in den Hormonhaushalt eingreifen zu können.

Xylene werden als Lösungsmittel eingesetzt, um unangenehme Gerüche zu vermindern. Sie können jedoch Reizungen der Atemwege hervorrufen.